Gestalten aus Kierkegaards Umfeld

Regine Olsen

Regine OlsenRegine Olsen wurde 1822 in Frederiksberg, einem Stadtteil Kopenhagens, geboren.
1837 wuchs aus einer flüchtigen Begegnung Kierkegaards mit der vierzehnjährigen Finanzbeamtentochter ein inniges Verhältnis, aus dem 1849 eine Verlobung resultierte. Obwohl Søren stets betonte, dass er nie aufgehört habe, Regine auf seine Weise zu lieben, löst der schwermütige und innerlich zerrissene Kierkegaard 1841 die Verlobung mit der ihn aufrichtig liebenden Regine in Form eines Briefes wieder auf. Im Gegensatz zu der jungen Frau, die 1847 Friedrich Schlegel heiratete, wandte sich Kierkegaard nie wieder einer ernsthaften Beziehung zu. Regine Olsen starb 1904 im Alter von 82 Jahren. Die Bedeutung Regines für Kierkegaards Werke, welcher sie sich durchaus bewusst war, ist kaum zu überschätzen. Ein großer Teil seiner Arbeiten besteht indirekt in der Auseinandersetzung um sein Verhalten zu Regine.


Michael Pedersen Kierkegaard

Michael Pedersen Kierkegaard1765 erblickte Michael Pedersen Kierkegaard als ein armer Bauernsohn das Licht der Welt.
Nachdem er in Kopenhagen durch den Wollwarenhandel zu Wohlstand gekommen war, bekam Michael mit seiner zweiten Frau Ane S. Lund im Alter von 57 Jahren einen Sohn, Søren Kierkegaard. Der intelligente sowie tief religiöse Vater war von Depressionen zermürbt, da ihn seiner Meinung nach Gott für frühere Sünden bestrafe. Auch sei letztgeborener von sieben Kindern, Søren, konnte sich dieser Schwermut nicht entziehen, weshalb Michael großen Einfluss auf die seelische und geistige Entwicklung seines Sohnes hatte. Bis zu dem erschütterten Tod Michaels 1838, der ein großzügiges Erbe hinterließ und somit Kierkegaards wirtschaftliche Existenz sicherte, lebte sein Sohn in dessen Haus am Nytorv.

J.P. Mynster

J.P. MynsterDer hochgebildete dänische Bischof und Schriftsteller J.P. Mynster wurde 1775 in Kopenhagen geboren.
Nachdem er sein Theologiestudium in Kopenhagen absolvierte, bezog er das Amt des Seelsorgers in der Familie Kierkegaard, somit war er Søren bereits aus frühesten Kindertagen bekannt. Das Haus des Bischofs stand für theologische Gespräche offen, wobei vor allem die Dispute zwischen ihm und seinem ehemaligen Konfirmanden Kierkegaard bekannt wurden. Auf Mynster, der durchaus die Brillanz des jungen Søren erkannte, lud Kierkegaard seinen Zorn über die dänische Staatskirche ab und warf ihm Verrat am Christentum vor. Vor allem in Kierkegaards Der Begriff Angst wendete er sich gegen die theologische Überzeugung Mynsters, der für Kierkegaard Repräsentant einer Kirche war, die die Leidensdimension negierte.

Meïr Aron Goldschmidt

Meïr Aron GoldschmidtDer 1819 in Kopenhagen geborene Meïr Aron Goldschmidt, ein späterer dänischer Journalist und Schriftsteller, wuchs in einer streng gläubigen Familie auf.
Nachdem er 1836 promovierte, gründete er vier Jahre später die politische und satirische Wochenzeitschrift Corsaren, was ihn nach einer anfänglichen Freundschaft zu einem der ärgsten Feinde Kierkegaards werden ließ. Innerhalb dieses Boulevardblattes wurde von Goldschmidt 1846 eine ausgedehnte Kampagne herausgegeben, die als Corsaren-Streit betitelt wurde. Der Verleger veröffentlichte zahlreiche Texte und Karikaturen über Kierkegaard, die ihm seine bisherige Pseudonyme Arbeitsweise unmöglich machten. Nachdem Goldschmidt den Corsaren verkaufte, konzentrierte er sich bis zum seinem Tode 1887 auf die Literatur, wobei ihm Georg Brandes den größten Verdienst um die moderne dänische Kunstprosa zusprach.

Hans Lasse Martensen

Hans Lasse MartensenHans Lasse Martensen wurde 1808 in Flensburg geboren.
1817 zog er mit seinem Vater nach Kopenhagen und studierte dort nach der gymnasialen Oberstufe evangelische Theologie. Nach längeren Auslandsaufenthalten und seiner Promotion 1937 wurde Martensen Professor. Während dieser Zeit entstanden seine einflussreichen Lehrbücher und er entwickelte sich zu einem der bekanntesten Vermittlungstheologen. Als amtierender Bischof machte es sich Martensen zur Aufgabe, eine Synthese zwischen Christentum und Zeitalter herzustellen, indem er die kirchliche Lehre durch spekulative Elemente erweitern versuchte. Mit dieser unermüdlichen Haltung gegenüber der Harmonie von Christentum und Vernunft zog er den Zorn Kierkegaards auf sich. Nachdem er bei der Leichenpredigt Mynsters den verstorbenen Bischof in höchsten Tönen für seine Bemühungen lobte, veranlasste er Kierkegaard zu einem letzten scharfen Angriff auf die dänische Staatskirche.
Bis zu seinem Tode 1884 amtierte er als Bischof in Dänemark.

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